Und hier wieder eine Neuentdeckung,die mir bis dato noch nicht bekannt war und im Werksverzeichnis noch fehlt.Sie wurde mir liebenswerter Weise vom Neffen Carl Wolff aus Braunschweig zu Verfügung gestellt.Das Buch ist 1925 im Verlag
Chr.Adolff in Hamburg-Altona erschienen, wo auch andere Gedichtbände von Carl Wolff aufgelegt worden sind.Diese Lyrik unterscheidet sich gravierend von seinen späteren humoristischen Gedichten.
Im nachfolgendem Teil alle Gedichte aus diesem Lyrikband.
Von Herrn Reino Lüttke , Carl Wolff ist sein Grossonkel , wurde mir
ein handschriftliches Gedicht von CW zur Verfügung gestellt. Bisher mir unbekannt.
Hier die Übersetzung, da ja nicht jeder Sütterlin beherrscht.
Finale 1918-19
Es ging ein Krieg zu Ende,
zu spät.
Des roten Schnitters Hände
haben zu lange gemäht.
Es hängt übern Land eine Wolke,
die Not.
Es geht ein Weinen im Volke,
die Besten, die Besten sind tot.
Nun liegt zerstampft und zertreten
das Glück.
Die Herzen finden zum Beten
den Glauben nicht mehr zurück.
Die heiligsten Güter vermodern
im Kot.
Die Flammen des Hasses lodern.
Und die Liebe-die Liebe ist tot.
Meine Recherche zur Carl Wolff bietet immer wieder neue Überraschungen.So habe ich jetzt eine CD entdeckt, auf der 2 Gedichte von Carl Wolff vom Hamburger Sänger Richard Germer gesungen werden.Es handelt sich um eine CD vom Label Bear Family Records aus dem Jahre 2009.Aus alten Aufnahmen zwischen den Jahren 1972-1982 wurde diese CD neu produziert.
Richard Germer gehörte zu den bekanntesten deutschen Volkssängern und war ein begnadeter Lautenvirtuose.Er lebte von 1900-1993.
Von Carl Wolff singt er auf dieser CD die Gedichte:
Der Angler
Die Wolke
Die Kniekehle
Die Galle
Die Kakerlake
Blindes Glück
Die Nase
Der Angler
An einem Flusse war´s in Sachsen,
da angelte ein Mann nach Lachsen.
How do you do?
rief ich ihm zu.
Er aber stierte immerfort
ins Wasser und verstand kein Wort.
Noch heute denk ich drüber nach,
ob jener Sachse da am Bach
vielleicht-ich seh da nicht ganz klar-
doch gar kein Angelsachse war?
Die Wolke
Ein Mückenschwarm,der sich verflogen hatte,
stach eine Wolke in des Leibes Watte.
Die Wolke, die das Jucken plagte,
die Wolke jagte,
indes ihr Leib anschwoll wie feuchter Sago,
gen Westen nach Chicago.
Sie war vor Glück dem Weinen nah,
als sie die Wolkenkratzer sah.
Die Kniekehle
Wade,Fuß und Zehen lauschten,
auch der Oberschenkel war ganz Ohr.
Wunderbare Lieder rauschten
aus dem Knie hervor.
Singe,Knie aus voller Seele,
wozu hast du deine Kehle!
Die Galle
Die Galle wandert leicht ins Blut,
was sie,wenn man sich ärgert,tut.
Das schafft nicht nur dem Menschen Pein,
es wird auch so beim Pferde sein.
Ich sah am Markte einen Schimmel,
den ärgerte da das Gewimmel,
so daß ich später, wo er stand,
Galläpfel fand.
Die Kakerlake
Ein Teller voller Heringslake stand
auf einem Brett an der Küchenwand.
Eine Kakerlake in leichtem Trab
lief an den Wänden hinauf und hinab.
Die Heringslake war still und froh,
sie liebte ihren Hering so.
Die Kakerlake jammerte sehr:
wo kriege ich einen Kaker her?
Blindes Glück
Blindschleichen schleichen,doch sie sind
trotz ihres Namens gar nicht blind.
Die erste Silbe heisst nur so.
Blindschleichen sind hierüber froh.
Doch Fälle gibt´s,die anders sind.
Der Blinddarm ist tatsächlich blind.
Trotzdem ist auch der Blinddarm froh.
denn was er sähe,wär´doch nur so so.
Die Nase
Die Augen haben´s recht bequem:
ist etwas mal nicht angenehm,
schon schlagen sie die Lider
ganz einfach nieder.
Der Mund spricht auch nicht immerzu,
er gönnt sich hin und wieder Ruh
und hält die Lippen,wenn er will,
ganz einfach still.
Die Nase nur,die Nase muß
ganz ohne Klappe und Verschluß
sich durch das lange Leben mühn,
obwohl nicht allerorten Rosen blühn.
Die Aufnahmen wurden mir dankenswerterweise von Hans Bunge zur Verfügung gestellt.